Sydney
Chapman in seinen Beziehungen zu einigen deutschen Geophysikern
by
1.
Vorbemerkung
Der
englische Geophysiker Sydney Chapman (1888-1970) ist eine herausragende Persönlichkeit.
Sein weltweites Wirken in Wissenschaft und Organisation hat ihm großes Ansehen
gebracht. Seine Teilnahme an vielen internationalen Konferenzen sowie Mitwirkung
am "Internationalen Geophysikalischen Jahr" sowie in der
"Internationalen Union für Geophysik und Geodäsie" taten ein übriges.
Dabei war er auch besonders an dem Einsatz von Raketen und Satelliten zur
Erforschung des erdnahen Raumes interessiert, also eines Themas dieser Tagung.
Chapman versprach sich von direkten
Messungen einen wesentlichen Erkenntnis-Fortschritt und hat dies auch in seinen
Veröffentlichungen stets betont.
Es
wundert nicht, daß er zeitlebens zu verschiedenen deutschen Geophysikern und
Physikern recht gute, ja, teilweise freundschaftliche Beziehungen unterhielt.
Das lag einmal daran, daß er bei Gelehrten studiert und gearbeitet hat, die
ihrerseits gute Kontakte nach Deutschland hatten (Lamb, Schuster, Chree u.a.)Der
Erfahrungsaustausch war also sehr rege und Chapman war früh eingebunden in
diesen Fluß. Wichtig wurden aber auch die internationalen Forschungsvorhaben,
wie sie in der Internationalen Polar Kommission sowie der IUGG realisiert
wurden. In allem war Chapman eingebunden.
Nachfolgend
sollen einige seiner Kontakte näher beschrieben werden, um einen Beitrag zur
Geschichte der Geophysik zu liefern. Dabei kann die Darstellung nicht vollständig
sein, weil manches nicht verfügbar ist und manche Quelle nicht bekannt ist.
Tatsache
ist, daß Chapman wohl die besten Kontakte hatte zu Julius Bartels,
Adolf Schmidt, Gerhard Fanselau, Hans Ertel, Ludwig Biermann sowie Ludwig
Waldmann letzterer zwar kein Geophysiker, gleichwohl Chapman verbunden.
Diesen
Wissenschaftlern ist er auch persönlich begegnet.
2)
Julius Bartels
Julius
Bartels hatte bereits in seiner Berliner Zeit Kontakte zu Chapman. Seine eigenen
Interessen zur geophysikalischen Statistik sowie verschiedene geophysikalische
Spezialthemen teilte Chapman. Bartels kam in den dreißiger Jahren des vorigen
Jahrhunderts nach USA und arbeitet dort einige Zeit. In diese Zeit fällt auch
seine Begegnung mit Chapman. Allerdings waren sich beide, wie Chapman schrieb,
bereits 1925 in England begegnet. Einen Einblick gibt eine Schilderung von L. V.
Berkner: " I frist remember him (Chapman, Verf)in the early 1930s. He was visiting the Carnegie Institution of
Washington, Department of Terrestrial Magnetism, where I was working on
ionospheric research as a young physcist. Here
he was joined by his late German colleague, Dr. Julius Bartels!; they
were writing the monumental two-volume work, Geomagnetism." (Berkner,
S. 68).
Damit
ist bereits ein wesentlicher Punkt in den Beziehungen angesprochen. Chapman
hatte 1929 den Adams Preis der Universität Cambridge erhalten. Er hoffte nun,
die in seiner Arbeit begonnenen Ansätze weiter auszubauen in Form eines
umfassenden Buches. Etwa 1932, als schon einiges getan war, kontaktierte er
ebenfalls Bartels. Vorläufiges Ergebnis war jedoch nur
ein kleines Büchlein von Chapman mit dem Titel "The earth's
magnetism", das 1936 erschien. Die gemeinsame Arbeit an einem Standardwerk,
Geomagnetism, hat
er so beschrieben: " So I hoped and tried to write a book on
geomagnetism. This proceeded very slowly, and after a few years I ask
a young German whom I had get to know in England in 1925, Bartels, if he would
collaborate. He did, and sometimes I would work on it and sometimes he would
work on it, but for months, and even years on end, neither of us would work on
it. Then we would feel we had done so much that really we ought to get on with
the book, and one of us would stimulate the other; finally we did pull it off. It took about eleven years, the book." (Chapman,
Seite 194). Die Herausgabe des zweibändigen Werkes, das auch heute noch seinen
historischen Wert besitzt, wurde allgemein begrüßt und positiv in der Fachwelt
aufgenommen.Das Buch, übrigens Adolf Schmidt gewidmet, schickte man auch an
diesen, der damals blind in Halle lebte, gleichwohl dieses Geschenk gerne
annahm.
In
den Kriegsjahren brachen die Kontakte zwischen Bartels und Chapman nicht ab.
Ganz bemerkenswert ist übrigens, wie sich Bartels für den norwegischen
Polarlichforscher Leiv Harang eingesetzt hatte. Bartels
hatte ausdrücklich Harang am Potsdamer Institut willkommen geheißen. Auf eine
Nachfrage von Chapman an Harang schrieb dieser: "In this difficult position
I was most kindly and helpfully approached by Prof. Bartels ,who most activily
tried to his best for me; and I will always have in thankful memory the kindness
which Prof. Bartels and his wife did for me in this period, which certainly was
just as difficult for them as for me." (NL
Chapman, Fold. Bartels) .Nach dem Kriege waren die Formen der Zusammenarbeit in
den westlichen Staaten leichter erreichbar. 1948 besuchte Chapman erstmals
Bartels, der inzwischen nach Göttingen gegangen war. Die Wiederaufnahme der
internationalen Kontakte war für Bartels nicht schwierig, denn er hatte ja
durch mannigfaltige Mitarbeit (z.B. Association of Terrestrial Magnetism and
Electricity, IAMTE) gute Arbeit geleistet. Seine Teilnahme an Tagungen war
gegeben, auch unterstützt durch Chapman, und bereits 1954 wurde er Präsident
von IATME, die nun IAGA benannt wurde.1960-1963 war Bartels Vize-Präsident der
IUGG, und sicherlich, wie Chapman auch feststellt, wäre er der nächste IUGG Präsident
geworden, wäre er nicht so früh verstorben (1964). Bereits 1953 erhielt
Bartels die Chree Medaille der Royal Society. 1957/58 war er Präsident der Göttinger
Akademie der Wissenschaften, und kurz vor seinem Tode verlieh im dei American
Geophysical Union ihre höchste Auszeichnung, die Bowie Medal.
Weitere
Aspekte in den Beziehungen beider Gelehrter ergaben sich besonders in den
internationalen Konferenzen der IUGG sowie ihrer Unterorganisationen. Nach dem
Krieg setzten sie ihre Beziehungen fort. Bartels, inzwischen nach Göttingen
gewechselt sowie Direktor des Max-Planck-Instituts in Lindau geworden, hatte
stets persönliche und intensive briefliche Kontakte mit Chapman, Es kam immer
wieder zu offiziellen und privaten Treffen. 1967/57 weilte Chapman überdies als
"Gauß-Professor" in Göttingen und wohnte bei Familie Bartels im
Geophysikalischen Institut. Diesbezüglich hatte Bartels 1955 eine Anfrage an
Chapman gerichtet, ob dieser bereit wäre, die Einladung als „Gauß-Professor“
anzunehmen. Chapman hat sich später voller Dank an diese Zeit
erinnert, wenn er schreibt: „ I recall with great pleasure the additional
honor accorded to me by the Akademie in being a Gauss Professor of the Akademie
in 1956/57, by which I came into close touch with the members and was able in
company of my dear and much-mourned friend Julius Bartels to attend several of
your meetings with great interest.” (Pers. 52.3, Archiv Gött. Akademie) Der tägliche Umgang,
die Anteilnahme beider am Leben der jeweiligen anderen Familie, ließen eine
tiefe Freundschaft und Wertschätzung wachsen Während seines Göttingen-Aufenthaltes
gingen Chapman und Bartels täglich spazieren, Chapman nahm aktiv am
Familienleben der Bartels teil, so daß eine sehr enge Bindung beider
entstand.Später weilte Bartels mehrfach und auch länger als Gast von Chapman
in den USA. Ihre letzte Begegnung fällt in die IUGG Tagung von 1963.In jene
Zeit fällt auch das Internationale Geophysikalische Jahr (1956/57), bei dem
Chapman eine führende Rolle spielte. Bartels war Vorsitzender des westdeutschen
Komitees für das IGJ und darüber hinaus in der Internationalen Assoziation für
Aeronomie und Geomagnetismus engagiert. In Göttingen erarbeiteten Chapman und
Bartels ein gemeinsames Beobachtungs-Instrument für Polarlichter, worüber
insbesondere Chapman sehr erfreut war. Es half, die Höhenmessungen beobachteter
Polarlichter leicht zu gestalten.
Ein
anderer, interessanter Aspekt soll erwähnt werden. Chapman war zeitlebens sehr
aufgeschlossen selbst gegenüber unbekannten Wissenschaftlern und Beobachtern.
Er kannte keinen Dünkel und war sehr aufgeschlossen und hilfsbereit, wenn man
ihn bat. Zeitlebens hat er großen Wert auf wissenschaftliche Objektivität und
Respekt gegenüber den Lesitungen Andrerer gezeigt. Dies mag an einem Beispiel
verdeutlicht werden, was zugleich aber auch einen Einblick in die Beziehungen
Bartels/Chapman und ihre wechselseitige Beeinflußung gibt.
Chapman
berichtet darüber, daß er mit einigen amerikanischen Kollegen eine Kontroverse
hatte, wobei es um die Theorie der magnetischen Stürme ging, ein Thema, das
auch Bartels durchaus interessierte. Chapman führt aus: "
Bartels said: ' the poeple who criticize you- at least they read your papers,
they are interested in the same field as you are; that should be a bond between
you and them which can help you to overcome the feelings which are aroused when
they criticize and don't believe what you say." (Chapman,
Seite 166). Chapman akzeptierte dies und bemerkte, wie wichtig die kritische
Auseinandersetzung in der Wissenschaft ist. Dazu paßt auch sein Umgang mit
anderen Autoren. Heute ist es ja so beliebt, vielfach andere Autoren wegzulassen
oder nur jene Arbeiten zu zitieren, die nicht älter als ein paar Jahre sind,
ganz zu schweigen von der ausländischen Literatur, wo ja das Sprachproblem noch
zusätzliche Hürden aufsetzt.
In
einem Zusammenhang hat Chapman nachdrücklich seine Schüler darauf hingewiesen,
daß sie stets alle Autoren in einem Beitrag erwähnen und
sich nicht auf das beliebte " et. al." begrenzen. D. F. Fisher hat dies sehr nett
berichtet, wenn er schreibt: While typing references to be included with a paper,
I asked Professor Chapman about reference papers with more than one author-say,
Mr.A. et. al. 'Well, said Dr Chapman', I suppose it's fine if you are Mr. A, but
rather sad if you are et. al. Please list all the authors for the paper." (Chapman,
Seite 98)
Abschließend
mag erwähnt werden, daß sich Chapman um eine Herausgabe der Bartelsschen Veröffentlichungen
bemühte. Sein Vorschlag wurde zwar z.B. von der Max Planck Geselklschaft u.,a.
begrüßt, aber nicht realisiert.
Adolf Schmidt
Schmidt
hatte maßgeblichen Einfluß als Direktor der Potsdamer Institutionen und auf
die internationale geophysikalische Forschung. Er wurde 1909 zum Professor für
Geophysik an die Berliner Universität berufen und zugleich Vorsteher des
Meteorloogisch-Magnetischen Observatoriums in Potsdam. Schmidt war, ähnlich wie
Emil Wiechert aus Göttingen, mit allen internationalen Geomagnetikern
wohlbekannt. Er hatte durchaus Beziehungen zu englischen Gelehrten und der
Austausch zwischen England und Deutschland verlief auch nach dem 1. Weltkrieg
angemessen. Aus jener Zeit stammen manche Arbeiten von Sydney Chapman, die
Schmidt interessiert haben dürften. Begegnet sind sich Schmidt und Chapman auf
der Polar Year Commission Konferenz im Mai 1933 in Kopenhagen. Wohl auch diese
persönliche Begegnung dürfte die eggenseitige Wertschätzung beeinflusst
haben. Jedenfalls hat Adolf Schmidt der Deutschen Akademie der Naturforscher,
Leopoldina, in Halle Chapman als Mitglied vorgeschlagen. In der Begründung
schrieb Schmidt:
„
Prof. S. Chapman nimmt auf dem Gebiete der theoretischen erdmagentischen
Forschung eine hervorragende Stellung ein. Vor allem hat er die Theorie der
solaren wie der lunaren täglichen Schwankung und weiter die Theorie der Störungen
grundlegend gefördert.“ (Archiv Leooldina, Mart.-Nr. 4366).
Chapman
wurde am 17. 8. 1936 zum Mitglied gewählt und fühlte sich seit jeher der
Akademie verbunden In seiner Dankesantwort schrieb Chapman an den Präsidenten
Professor Abderhalden:
„ Dear Mr. President, I write in rep,y to your
letter of August 17, 1936 (Ref. No. 1609/36), in which you communicate to me the
very gratifying news that your distinguished and famous Academy have honoured me
by naming as a Member, in recognition of my work on the earth’s magnetism. I
wish to express my very grateful thanks for this mark of consideration, which I
deeply appreciate, and to say what pleasure I have in accepting this token of
your kindness and goodwill towards to me….”(Archiv Leopoldnia, MartikelNr:
4366).
Es
ist ganz interessant, welche Interessengebiete Chapman im Fragebogen der
Akademie angab. Es sind reine und
angewandte Mathematik, Astronomie und Astrophysik, und Geophysik, insbesondere
die Fragen der solar-terrestrischen Beziehungen, Physik der höheren Atmosphäre
und Erdmagnetismus, also alles Gebiete, die durchaus im Blickwinkel von Schmidt
standen. Die stattliche Publikationsliste, die Chapman vorlegte, zeigt dann auch
die Vielfalt seines Schaffens sowie Arbeiten, auf die Schmidt in seinem
Wahlvorschlag Bezug nimmt. Es wurde bereits bemerkt, dass das Buch „
Geomagnetism“ Schmidt gewidmet wurde. Auch später zeigte sich Chapman Schmidt
verbunden. Anläßlich seines Besuches bei der Deutschen Akademie der
Wissenschaften zu Berlin im Jahre 1962 legte er großen Wert darauf, dass er die
Akademie in Halle sowie das Grab von Schmidt in Gotha besuchen konnte.
Zeitlebens hat Chapman diesem Gelehrten großen Respekt gezollt.
Gerhard
Fanselau
Gerhard
Fanselau trat noch unter Adolf Schmidt in das Potsdamer Institut ein, dem er ein
Leben lang verbunden bleiben sollte. In vielfältiger Weise ließ er das
wissenschaftliche Erbe fördern und tat selbst auch viel dazu, daß Schmidt’s
Andenken gewahrt blieb. Nachdem das Geomagnetische Institut 1957 in den Bereich
der Deutschen Akademie der Wissenschaften gelangt war, gab es verbesserte Möglichkeiten
für die Wissenschaftler. Schmidt, selbst korrespondierendes Akademiemitglied
gewesen, war auch stets in Potsdam „gegenwärtig“ und äußere Anlässe wie
sein 100.Geburtstag wurden von
Faneslau zum Anlaß genommen, um an Schmidt und dessen Werk zu erinnern.
Fanselau hat eine interessante Erinnerung an
Chapman gegeben: “our second
meeting, which I remember very well, was in 1938 in Potsdam, where Dr. Chapman
and Dr. Bartels are engaged in the manual Geomagnetism. Here we discussed
intensively some scientific problems of the manual. The third time I met Dr.
Chapman was in 1962. Then he paid to visit to the Geomagnetic Institute in
Potsdam was in 1962. Then he paid to visit
to the Geomagnetic Institute in Potsdam and Niemegk and to the German
Academy of Scientists, LEOPOLDINA, in Halle, of which he is a member. On this
occasion he went to see the grave of Dr. Adolf Schmidt in Gotha. They had been
friends and Dr. Chapman held Adolf Schmidt in high esteem.” (Fanselau, 1968, S. 75).
Professor
Hans Ertel hat sowohl bei der 75Jahres Feier des Geomagnetischen Instituts
(1963) als auch bei der Emeritierung Fanelaus’s 1969 ausdrücklich auf Adolf
Schmidt und dessen Verzahnung mit Potsdam und dem Lebenswerk Fanselau’s
hingewiesen. Das Erdmagnetische Observatorium in Niemegk war auch als „Adolf
Schmidt Onbservatorium für Erdmagnetismus“ bezeichnet worden. Als Chapman
1962 die Deutsche Akademie bzw. das Geomagnetische Institut besuchte, hat
Fanselau auch dazu beigetragen, dass Chapman seine Reise nach Halle und Gotha
machen konnte. Die Reise von Chapman nach Potsdam fiel in eine nicht ganz
einfache Zeit, so dass sich Fanselau sehr um die Verwirklichung der Einladung
bemühen mußte zumal auch Chapman nicht ganz so frei in seinen zeitlichen
Belangen war. Jedoch klappte es endlich und Chapman hat Potsdam besucht, um später
Halle, Gotha und andere Orte zu besuchen. Übrigens bestand zwischen der
Leopoldina und Chapman ein recht positives Verhältnis. Die „runden“
Geburtstage Chapman’s nahm die Akademie zum Anlaß für Gratulationsschreiben,
worüber sich Chapman besonders freute. Auch bei seinem Akademie-Besuch im
Anschluß an die Potsdam-Reise tat die Akademie alles, um ihn würdig zu
empgfangen und Professor K. Mothes, seinerzeit Präsident, war daran sehr
interessiert und lud Chapman zu einem Essen ein.
Die
weiteren Beziehungen Chapman-Fanselau sind gekennzeichnet durch die
internationale Zusammenarbeit in der „Internationalen Assoziation für
Geomagnetismus und Aeronomie“, an deren Tagungen Fanselau zumindest teilweise
teilnahm. Die gemeinsamen Interessen an geomagnetischen Themen waren gegeben und
in Fanselau’s Institut wurden durchaus Arbeiten durchgeführt, die Chapman
interessierten. Neben diesem Erfahrungsaustausch war es die persönliche
Verehrung für Schmidt sowie auch das Interesse an geophysik-historischen
Themen. Chapman war ja ein umfassend gebildeter Gelehrter, ebenso Fanselau,
sozusagen der „alten Schule“ in Sprachen, Geschichte und Kultur, so daß
beide auch an der Geschichte interessiert waren, ja, deren Pflege als
unabdinglich zum Wachsen der Wissenschaft hielten. Fanselau war zeitweilig
Reporter für Europa in der Interdivisional Copmmission on History of the IAGA.
In dieser Eigenschaft sammelte er die in Europa veröffentlichten Arbeiten und
fertigte für die Generalversammlungen jeweils Arbeitsberichte an.
Zur
Instituts-Feier 1963, zu der Fanselau Chapman eingeladen hatte, konnte dieser
nicht kommen. Den 80. Geburtstag nahmen indes Fanselau und Hans Ertel zum Anlaß,
um Chapman in besonderer Weise zu ehren. Das Sonderheft von „Gerlands Beiträge
zur Geophysik“ wurde eingeleitet
mit einer Laudatio von Gerhard Fanselau „ Sydney Chapman zum 80.
Geburtstag“. Es enthielt Beiträge von Gerhard Fanselau (Bemerkungen zur
einheitlichen geomagnetischen Karte für Mittel- und Südosteuropa, V. Bucha und
H. Kautzleben, Einheitliche Bearbeitung der geomagnetischen Landesvermessungen
in der Deutschen Demokratischen Republik, der Tschechoslowakischen
Sozialistischen Republik und im Südostteil der Deutschen Bundesrepublik, H.
Kautzleben, Statistische Analyse geomagnetischer Weltkarten, F. Frölich und H.
Vollstädt, Komplexe Interpretation der durch Druckeinflüsse ausgelösten Veränderungen
derMagnetsierung im Gestein ,G. Fanselau, Einige Bemerkungen zur kleinregionalen
Veränderlichkeit von Sq, G. Fanselau, Classification of Days ,H.
Schmidt, Ein Aktivitätsmaß für die fluktuierenden Ortsgradienten des
geomagnetischen Feldes, K. Lengning, Einiges über Erdstromkennziffern,
H.-R. Lehmann, Abschätzung turbulenzbedingter magnetischer Flktuationen
in der unteren Ionosphäre, G.
Fanselau, Die Sonnenfleckenabhängigkeit von L,
G. Fanselau und A. Grafe, Die Registrierung der geomagnetischen
Ost-West-Komponente und ihre Bedeutung für die ssc-Morphologie, A. Best, Die
magnetische Energiedichte langperiodischer Schankungen während geomagnetischer
Stürme, A. Grafe, Probleme der Analyse des Ringstromfeldes in Verbinung mit den
Dst-Variationen. Man erkennt unschwer, dass alle diese Themen auch
Chapman durchaus interessierten.
Die
guten Beziehungen zwischen Ertel
und Fanselau führten auch zu weiteren Ehrungen. Es wurde ein Sonderheft der von
Hans Ertel herausgegeben „ Gerlands Beiträge zur Geophysik „
für Gerhard Fanselau gestaltet. In
der Laudatio haben Hans Ertel und Ernst-August Lauter Fanselau’s Verdienste
hervorgehoben und ihn als „ glühenden Verehrer und Nacheiferer des deutschen
Altmeisters der edmagnetischen Forschung, Geheimrat Adolf Schmidt“ bezeichnet
(Ertel und Lauter, 1969). Neben der Laudatio erschienen in dem Hefte, das
Fanselau gewidmet war, folgende Beiträge: E.-A. Lauter, Zur Dauer der ionosphärischen
Winteranomalie im Höhenbereich der Mesopausenregion, S. Chapman und J. C. Gupta,
Notes on the Compution of the Solar and Lunar Daily Magnetic Variations of X
and Y
from Hourly or Bihourly Values of H and Declination,
O. Schneider, Lunare Reste im mittleren Sq, C.-U. Wagner, The „Semi-annual“
Variation of the Solar Daily Quiet Geomagnetic Variation in the European
Region,A. T. Price und A. C. Cocke, The Air Motion in the Dynamo Theory of Sq,
A. Tarczy-Hornoch, A. Adam und J. Verö, Untersuchungen über dne
elektrischen Aufbau des Erdmantels in Ungarn mit Hilfe des elektromagnetischen
Feldes der Erde, H. Kautzleben, W. Mundt und G. Rother, Über ein
geomagnetisches Normalfeld der Vertikalkomponente in Mitteleuropa, P.
Mauersberger, Näherungsdarstellungen für das magnetostatische Feld eines
paprmagnetischen Störkörpers bleiebiger Gestalt, F. Frölich, H. Vollstädt
und G,. Kirsten, Untersuchungen zu Umkehrungserscheinungen des geomagtnetischen
Hauptfeldes sowie H. Schmidt und D. Lenners, Zum Stand der Datenverarbeitung am
Adolf Schmidt Observatorium in Niemgek.
Auch
hier sieht man die Themenvielfalt, die das Interesse Fanselau’s widerspiegelt.
Interessant ist noch, dass Professor Otto Schneider (Argentinien) ein Schüler
von Hans Ertel und Heinrich Ficker in Berlin war. Professor Tarczy-Hornoch macht in seinem Vorwort nachdrücklich
auf die Verdienste Fanselau’s aufmerksam. Sydney
Chapman hebt in seiner Einelitung hervor „This paper, written in honour of the
65th birthday of Prof. Dr. Gerhard Fanselau, who has done so much for the
accurate recording, publication and discussion of the geomagnetic elements…”
(Chapman und Gupta,
1969).
Man
erkennt an diesen Ausführungen, wie aufeinander bezogen die Interessen und die
Vielfalt sowohl bei Chapman als auch bei Fanselau war.
Fanselau
hatte Chapman auch zu seiner Abschieds-Feier 1969 eingeladen, doch konnte dieser
der Einladung nicht folgen. Es ist jedoch interessant, dass anläßlich des 80.
Geburtstages von Sydney Chapman in Potsdam eine Feier stattfand, an dem auch die
führenden Mitarbeiter der Akademie teilnahmen und eine Grußbotschaft
unterzeichneten, so u.a. Hans Ertel und Heinz Kautzleben . Über all diese Rückäußerungen
hatte sich Chapman sehr gefreut, der in gewisser Weise Potsdam verbunden war.
Erwähnt
werden muß auch, daß „Gerlands Beiträge zur Geophysik“ einen von G.
Fanselau verfaßten Nachruf veröffentlichten, der im Heft des Jahres 1971
erschien. Ganz bemerkenwert für Chapman’s Einstellung ist es, was Fanselau
darin u.a. sagt. Er vermerkte, daß er sich nach Verlust seiner Bücher das Werk
„Geomagnetism“ gewünscht hätte.Völlig unerwartet, so schreibt Fanselau
weiter, habe Chapman ihm „sein eigenes Exemplar übersandt mit persönlichen
Randnotizen und gelegentlichen Korrekturen von Druckfehlern.“ (Fanselau, 1971,
S. 276)
Ludwig
Biermann
Biermann,
ein wichtiger und führender Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für
Astrophysik hatte Chapman wiederholt getroffen und ihre Beziehungen waren durch
Teilnahme an Konferenzen verstärkt worden. Beiden war zu eigen, dass sie
Amateure gerne förderten sofern diese Beobachtungen, z.B. im IGY anstellen
wollten. Biermann’s Postulat des Sonnenwindes war ein Ereignis, das Chapman
mit großem Interesse entgegennahm. Seinerzeit war Biermann durch seine eigenen
solaren und geomagnetischen Interessen nachdrücklich an Chapman’s Arbeiten
interessiert. Er hat auch das Grußwort für Chapman in „ Sydney Chapman,
Eighty, from his friends“ unterzeichnet..Herrn. Prof. Parker, ebenfalls
Pionier bei der Entdeckung und Erklärung des Sonnenwidnes,
verdanke ich einige wichtige Erinnerungen an Chapman und Bi ermann, die
hier auszugsweise wiededergegeben werden sollen, da sie ein besonderes
Zeitdokument sind.
Er schrieb u.a.
„Back in the fifties I had the good fortune of
meeting both Sydney Chapman and Ludwig Biermann at scientific meetings. I
found them both to be friendly scientists who freely discussed their ideas with
me….
Somewhere in 1957 Prof,. Biermann visited Prof.
John Simpson at the University of Chicago. I was a research associate with
Simpson at the time, so I had a chance to talk with Biermann at some length. He
told me about the researches on the dynamics of comet tails, noting first that
radiation pressure is not sufficient to provide the observed vigorous outward
acceleration of the gaseous comet tails. Solar corpuscular radiation was the
only alternative, so he emphaszied that his studies of comet tail dynamics was
really a way of studying solar corpuscular radiation. I was astonished to learn
that comets occasionally pass over the poles of the Sun (evidently having been
strongly perturbed by Jupiter at some time in the past) and show the same
antsiolar acceleration of their tails as the comets at low heliocentric
latitudes. In particular, Biermann could see the strong antisolar acceleration
of the gaseous comet tails of solar corpuscular radiation following a large
flare on the Sun, indicating the associated burst of solar corpuscular radiation.
After thinking about what Prof. Biermann had told to me, what impressed me the
most was that comet tails never
fail to show the antisolar acceleration of the gaseous tails, regardless of the
general level of activity of the Sun and regardless of the heliocentric latitude
at which they go around the Sun. That is to say, the Sun emits solar corpuscular
radiation in all directions at all times. No one seemed to pay much attention to
those two facts, but they struck me as astonishing. It meant that the origin of
the solar corpuscular radiation was a very ordinary process, ongoing everywhere
at the Sun. It had little or nothing to do with the presence of active magnetic
magnetic field regions.”
Weiter
zeigt Parker, wie sehr Chapman und Biermann bereit waren, ihre wissenschaftliche
Ideen intensiv und mit jedem Interessierten zu diskutieren. Er
faßt zusammen, wenn er schreibt: „ You can see, the the fundamental
scientific roles played by Chapman and Biermann in reaching a recognition of the
solar wind and ist dominance over space throughout the solar system. Their
willingness to talk to a young nobody such as myself was essential in exploiting
the fundamental conceptual advances they each had made.” (Parker,
2007)
Hans
Ertel
Ertel
hatte bereits Kontakt mit Chapman, als Bartels noch in Potsdam weilte. Außerdem
nahm Ertel frühzeitig Bezug auf Chapman’s Arbeiten in den von ihm
herausgegebenen Büchern. Später, also zur Zeit des 80. Geburtstages von
Chapman, hatte Ertel nochmals Kontakt, als es um die Herausgabe eines
Sonderheftes von „Gerlands Beiträge zur Geophysik“ ging sowie der Veröffentlichung
einer Arbeit Chapman’s zu Fanselau’s Geburtstag. In einem Brief erinnerte
Chapman ausdrücklich an die persönliche, herzliche Bekanntschaft mit Ertel.
Ein späteres Treffen Ertel und Chapman hat indes nicht statt gefunden.
Verschiedene
Anläßlich
seines Potsdam-Besuches im Jahre 1962 hatte Chapman zumindest kurzfrisitig gute
Kontakte u.a. zu Dr. H. Schmidt, Dr. A. Best, Prof. Kautzleben sowie anderen.
Dies dokumentiert sich in Briefen, denn Chapman war allen sehr verbunden für
die freundliche Begegnung während seiner Reise. Auch zu Dr. C.-U. Wagner hatte
er freundlichen Kontakt. In Halle traf er bei seinem Besuch der Leopoldina zwar
mit keinem Geophysiker zusammen, wohl aber mit leitenden Persönlichkeiten der
Akademie. Die Beziehungen zu Halle dauerten bis an sein Lebensende, zumal die
Akademie zu allen „runden“ Geburtstagen einen Glückwunsch sandte.
Anzumerken ist noch, daß Wilfried Schröder über viele Jahre freundliche
Beziehungen zu Chapman sowie seinem Mitarbeiter Benson Fogle hatte. Chapman
hatte sich frühzeitig für Leuchtende Nachtwolken interessiert, und Fogle hat
ab 1963 in Beobachtungsnetz in den USA aufgebaut. Fogle hat wichtige Beiträge
zu diesem Themenkreis geliefert und 1966 war Chapman Advisor bei seiner
Dissertation („ Noctilucent clouds“). Überdies war Chapman stets an
Polarlicht-Daten aus mittleren Breiten sowie früheren Zeiten interessiert.
Professor Ertel hatte in „Gerlands Beiträge zur Geophysik“ meinen
Polarlichtkatalog deutscher Beobachtungen 1882-1956 veröffentlicht, den ich
auch an Chapman schickte. Dieser war sehr interessiert und begrüßte diese Veröffentlichung.
Er regte weitere Studien, insbesondere älterer Polarlichter an. Einige Studien
von mir, z.B. Polarlichter in niederen Breiten, wurden von Prof. Ertel in „Gerlands
Beiträge zur Geophysik“ gedruckt. All dies fand Chapman’s freundliches
Interesse. Meine Beziehungen zu
Chapman dauerten bis zu seinem Tode.
Von
besonderem Interesse sind Chapman’s Beziehungen zu dem Physiker Ludwig
Waldmann (Mainz, dann Erlangen). Waldmann war mit Transporterscheinungen in
Gasen theoretisch beschäftigt, ein Thema, das auch stets Chapman interessierte.
Zwischen beiden Forschern gab es einen Gedankenaustausch. Nachstehend soll
Waldmann’s Erinnerung gedruckt werden, weil sie einen bemerkenswerten Einblick
in Chapman’s Art und Weise bietet und zugleich den Neubeginn der
wissenschaftlichen Arbeit nach dem Krieg aufzeigt:
„ Sydney Chapman causes admiration inseparably
linked with affection in everybody who comes into close contact with him. Maybe
this is the clue to his unique influence.
He entered my life, if I dare say so, thirty
years ago. In Munich, in 1938, Clusius and Dickel had constructed their thermal
diffusion ‘Trennrohr’ and there was a need for theoretical considerations.
Chapman’s wok on the thermal diffusion, more than twenty years old at that
time, was our daily bread in those exciting days.
Not long after the war, I got the first letter
from Sydney in return for reprints of the diffusion-thermoeffect work. We were
still very much isolated, and Chapman’s encouraging words of acknowledgement
were like fresh rain on dry soil.
My first personal contact with Sydney Chapman was
in 1957 in Mainz. Professor F. A. Paneth, the chemist, was at the Max Planck
Institute in Mainz, where I was a member, too. Paneth had to flee in 1933 from his full professor chair
in Königsberg, and came to London as a refugee. Times for scientists then were
different from now; the worldwide economic situation was desperate and refugees
not asked for. Sydney Chapman was the first to help and Paneth, who can no more
tell this himself, became an assistant at Imperial College until a final
solution was found. Paneth always talked with the highest esteem of this help. I
will never forget the impression which Chapman, then President of the
Geophysical Year, made upon us by his lecture in Mainz in 1957.
With deep gratitude, I am conscious of the
stimulus, encouragement and contagious optimism which Sdyney Chapman has spread
from which I have had the privilege to receive an unforgettable portion.
(Chapman,
92-93).
Ungedruckte
Quellen:
Danksagung
Literatur
Ertel,
H., und E.-A. Lauter, 1969
Gerhard Fanselau zum 65. Geburtstag. Gerlands Beitr. Geophysik78, 97-98
Ertel,
H., 1953, Entwicklunsgphasen der Geophysik, Berlin: Akademie-Verlag