Arbeitskreis Geschichte der
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Nordlicht (Aurora Borealis) Polarlichter treten gemeinhin in der
Naehe der Pole
auf, wo das Magnetfeld der Erde die harte Strahlung aus dem Weltall nicht so gut
abschirmen kann. Doch hin und wieder sind diese Himmelserscheinungen auch ueber
Deutschland zu beobachten. Wer immer sie sieht, wird sich ihrem Zauber nicht
entziehen koennen: meist schiessen aus einem ruhigen, weissen Bogen rote, gruene,
weisse und violette Strahlen gen Himmel, fallen in sich zusammen, taenzeln
erneut in immer wieder wechselnder Form, dazu bilden sich breite, intensiv-rote
Flaechen, die schliesslich den gesamten West- bis Osthimmel ausfuellen und ein
geradezu gespenstisches Lichtermeer bilden, das dem Unwissenden durchaus Aengste
einjagen kann. Manchmal, bei grossen Sonnenstoerungen, kommt es sogar dazu, dass
sich im Zenit, also ueber dem Kopf des Betrachters eine "Polarlichtkrone"
bildet, geradezu der Abschluss eines grossen kosmischen Geschehens. Vom Mittelalter bis weit in die Neuzeit betrachteten
die Menschen diese Erscheinungen als "erschroecklich Wundergesicht",
"graeulich
Rute" oder gar "goettliches Wunderzeychen", das immer dann auftauchte,
wenn Gott irgendein Unheil ueber die Menschen kommen liess, sei es Pest, Krieg
oder Hungersnot. Der fruehere Mensch, ganz dem religioesen Weltbild verhaftet,
konnte sich diese ploetzlich auftretenden Himmelslichter nicht anders erklaeren:
traten sie auf, war die goettliche Ordnung gestoert, so dass man nur rasch Busse
tun konnte, um das Allerschlimmste abzuwenden. Aber selbst in der juengsten
Vergangenheit konnte es passieren, dass die Feuerwehr gerufen wurde, wenn
gewaltige rote Polarlichter ueber Deutschland auftraten. Manch einer vermutete
eine Grossbrand hinter dem fernen Leuchten. War also lange Zeit hindurch das Polarlicht ein „wunderbarlich
Gesicht“, so begann seine Erforschung im 19. Jahrhundert rasch
voranzuschreiten. Mit der Spektralanalyse, der Erkenntnis ueber die Beziehungen
zwischen Sonne und Erdatmosphaere begann man, das Phaenomen besser zu verstehen.
Es wurde rasch klar, dass das Polarlicht von einem selbstleuchtenden Gas stammen
muss, also keineswegs reflektiertes Sonnenlicht ist, Damit war ein erster
Schritt auf dem Wege zur neuen „kosmischen Physik“ getan. Das Polarlicht wird
von der Sonne verursacht. Vor ihr werden staendig geladene Teilchen, der
Sonnenwind, ins All abgestrahlt. Es handelt sich dabei um Protonen und
Elektronen, die mit Geschwindigkeiten von 400 bis 800 Kilometern pro Sekunde auf
die Erde niederprasseln. Da unser Planet von einem Magnetfeld umgeben ist,
finden diese Teilchen hier ihr erstes Hindernis in der Magnetosphaere. Ein Teil
der solaren Partikelstrahlung dringt auch in die Erdatmosphaere ein, was wegen
der Form des Magnetfeldes besonders in noerdlichen Breiten geschieht, und regen
die Gasteilchen zum Leuchten an. Dieser Vorgang geschieht etwa in einer Hoehe
von der 100 bis 300 Kilometern. Die Farbe des so entstandenen Polarlichts haengt
von der Energie der einstroemenden Teilchen ab. In unseren Breiten werden
besonders gruene Farbtoene, aber auch rote sowie blaue und violette gesehen. In
den noerdlichen Breiten kann man das Polarlicht fast jede Nacht sehen. In
Deutschland sind es im Jahresmittel immer noch sechs bis zehn Erscheinungen. Wesentlich
haeufiger treten sie auf, wenn die Sonne
in ihre aktive Zeit tritt: Die Sonnenaktivitaet schwankt alle 11 Jahre, in
diesem Jahr erreicht sie wieder ein Maximum. Die von der Sonne ausgeworfenen
Teilchen erreichen die Erde nach etwa 24 Stunden, stosse weit in das Magnetfeld
vor und druecken die eigentliche "Polarlichtzone" immer weiter suedwaerts.
Dadurch werden Polarlichter auch in mittleren Breiten sichtbar, ja in extremen
Zeiten wurden sie in den Mittelmeerlaendern und sogar in Indien beobachtet. Die heutige Wissenschaft erforscht den
Erde-Sonne-Raum auf vielfaeltige Weise mit Hoehenforschungsraketen, Satelliten,
All-Sky-Kameras, die ununterbrochen den Himmel fotografieren. Dabei geht es laengst
nicht nur um das Polarlicht allein, vielmehr weiss man heute, dass die
Beziehungen Sonne-Atmosphaere-Klima-Mensch sehr komplex sind. Ungeachtet aller
dieser Forschungen bedeutet das Polarlicht fuer den heutigen Menschen jedoch ein
besonderes Erlebnis, das er sich in den kommenden Monaten nicht entgehen lassen
sollte, denn die Eindruecke dieses himmlisch-kosmischen Geschehens sind unausloeschlich.
Um die Polarlichter zu sehen, beobachte man vornehmlich den Nordhimmel zu
verschiedenen Zeiten, wenn sich wechselnde Farben und Figuren am Himmel erkennen
lassen, kann man fast sicher sein, Zeuge des Geschehens der Sonne auf der Erde
zu sein. |